TAUCHEN IN DER OSTSEE |
||
Im Urlaub eine Selbstverständlichkeit; aber zu Hause, wo man doch die meiste Zeit verbringt, ist es eher die Ausnahme, dass vom Schiff aus getaucht wird. Warum eigentlich? Joachim Noack und Jan Waßmann haben Informationen über Norddeutschlands Hausgewässer, die Ostsee, und über die Tauchschiffe auf der Ostsee zusammengestellt. Was erwartet den Taucher in der Ostsee? Die Ostsee, als unser einziges betauchbares Meer "vor der Haustür" und das größte Brackwassergebiet der Erde wird von der Tauchszene gerne verkannt. In den Medien alljährlich mindestens einmal für tot erklärt, bietet sie für uns Taucher viele interessante Erfahrungen. Der Lebensraum, der uns am meisten interessiert hat, ist daher der sogenannte Hartboden. Dieser kann aus großen Steinen (z.B. vor Fehmarn oder Surendorf) oder - und dem galt unser Im freien Wasser auf dem Weg zum Grund hat man je nach Jahreszeit mehr oder weniger häufig Begegnungen mit Quallen. Wer sich davor ekelt, dem sei gesagt, dass nur die nesselnde Haarqualle Probleme bereiten kann. Die in der Ostsee teilweise invasionsartig auftretende Ohrenqualle ist harmlos und man kann ihr, schwebend im Wasser, mit ihren pulsierenden Bewegungen, eine gewisse Ästhetik nicht absprechen. Im Frühjahr, bei Wassertemperaturen die einen Trockenanzug sinnvoll erscheinen lassen, trafen wir hier den Seehasen (Cyclopterus lumpus), die dreibärtelige Seequappe, Aalmuttern (Zoarces viviparus), und den Klippenbarsch (Centolabrus rupestris). Im Sommer hatten wir an einem Wrack der westlichen Ostsee eine unvergeßliche Begegnung mit einem Schwarm Wittlingen (Merlangius merlangus). Neben Fischen gibt es auf Wracks eine Vielzahl von Kleinlebewesen: Hydrozoenkulturen, kleine weiße "Blümchen" die mit dem Nesselgift ihrer Polypen Plankton fangen, Nacktschnecken, die sich wiederum von den Hydrozoenpolypen ernähren, und Seenelken (Metridium senile). Dazwischen laufen geschäftig die Krabben herum. Neben der biologischen Seite ist bei Wracks auch immer die Geschichte der Schiffe von Interesse. Wann sind sie gesunken? Was führte zur Havarie? Woraus bestand die Ladung? Antworten auf diese Fragen kann manchmal der taucherische Besuch der Überreste bringen.
Ostsee-"Neulingen" sei gesagt, dass die Taucherei hier mit Kälte, manchmal Strömung und oftmals schlechter Sicht und ab einer Wassertiefe von ca. 15 Metern auch Dunkelheit einige Schwierigkeiten bietet, die nicht unterschätzt werden sollten. Auch an zweckmäßige Kleidung für den Aufenthalt an Bord sei hier noch einmal ausdrücklich erinnert. Ist es an Land an Sommertagen so richtig mollig warm, auf einem Schiff kann es da schon recht windig und kühl werden. Ein Seeparka wird in diesen Fällen das Wohlbefinden sehr erhöhen, vor allem wenn das Schiff lange Marschwege zu und von den Tauchplätzen hat! Auf Schiffen, die keine Verpflegung anbieten, ist es angebracht sich etwas für ein Picknick mitzunehmen. Interessentinnen für Tauchgänge vom Boot in der Ostsee sollten bedenken, dass, sollten sie zur Seekrankheit neigen, eine solche Fahrt zum echten "Horrortrip" werden kann! Hier sei noch 'mal an die bei Seglern so bekannten Mittel wie Scopolaminpflaster, Ingwer oder Akupressurarmbänder erinnert. Ein Tauchgang vom Boot erfordert von allen ein gewisses Maß an Disziplin, angefangen vom pünktlichen Erscheinen auf dem Schiff, der Vollständigkeit der eigenen Ausrüstung, bis zur Ordnung an Bord vor und nach dem Tauchgang. Einige Skipper haben da wohl schon so ihre Erfahrungen - wir erhielten von ihnen mit den Informationsunterlagen, auch einige feste Regeln für das Verhalten an Bord. Anfänger oder Ostsee-"Neulinge" sollten sich, ohne Scheu bei Problemen an die Schiffsführer oder möglicherweise anwesende Tauchlehrer wenden - die Ostsee ist nicht zu vergleichen mit den Malediven oder dem Roten Meer und um einen Baggersee handelt es sich auch nicht. Es haben schon viele der "kernigsten" Taucher einen Ostsee-Tauchgang vom Boot abgebrochen. Bloß keinen falschen Ehrgeiz, oft ist es mutiger auch 'mal "nein" zu sagen und nicht zu tauchen. Erreicht das Schiff den Tauchplatz, wird geankert oder das Schiff setzt die Taucher ab und umkreist die Stelle. Die Taucherleiter sollte vor dem Sprung ins Wasser auf jeden Fall schon an ihrem Platz an der Bordwand sein. Ein letzter Check der Ausrüstung an Bord und dann mit einem Sprung hinein ins grünliche Nass. In der Regel haben die Schiffe Leinen ausliegen, an denen man sicher zur Ankerleine kommt, von der es dann abwärts zum Wrack geht. Es folgt dann meistens ein Stück Wasserkörper mit schlechter Sicht, in der im Hochsommer die Haarquallen mit denen man Kontakt meiden sollte, durch die Ostsee "segeln". Unterhalb der verschieden breiten Sprungschicht wird es zum einen kälter, es erwartet den Taucher aber je nach Jahreszeit, Wassertemperatur, Windrichtung und Tauchplatz eine Sicht zwischen 2 und 15 Metern. Im Winter kann man auch schon mal bis zu 25 Meter weit sehen. Bei sehr gut besuchten Wracks kann die Sicht jedoch schon mal mit der steigenden Zahl der Taucher schlecht werden. (c) Joachim Noack, Jan Waßmann Hamburg im Herbst/Winter 1992 |