Zwischen Amphoren und Wracks - tauchen in Kas, Südtürkei

einige Infos zu unserem Besuch Mai-Juni 2000

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Diashow mit  Bildern aus Kas Back to Destinationspage - Zu den Reisezielen
Die hier beschriebenen Erfahrungen sind in fünf Besuchen (8./9.92, 11./12.92, 5./6.94, 8.96, 5./6.2000). entstanden,
zuletzt im Mai-Juni 2000.
Vom ersten Besuch wurde mein Bericht in der "tauchen" 6.1993 veröffentlicht. 
Die Tauchbasis hat eine eigene Webseite: http://www.likyadiving.de
Per E-Mail ist LIKYADIVING zu erreichen unter: info@likyadiving.de


Der Ort Kas

Kas ist ein kleiner Ort mit etwa 8000 Einwohnern, fast 190 Straßenkilometer von Antalya entfernt. Der Ort umrahmt einen malerischen kleinen Hafen und wird zum Land hin von einem Berg abgeschlossen. Abends entwickelt sich in den zahlreichen Restaurants, Tavernen und Diskotheken ein buntes Treiben, das in der Hauptsaison etwas an Ibiza erinnert. Es gibt zahlreiche Geschäfte in denen preiswert Lederwaren, Schmuck, Antiquitäten oder Textilien erstanden werden können. Kleine Taxiboote fahren Badegäste zu den Stränden. Etwas außerhalb befinden sich 2 Kieselstrände, die zu Fuß gut zu erreichen sind. Einige Wegminuten vom Ortskern in Richtung Patara auf einer Halbinsel liegt ein gut erhaltenes antikes Amphitheater.
Der Ort hat sich in den letzten acht Jahren merklich verändert, aber dabei seinen gemütlichen Charakter bewahrt. Die "Fressgasse" am Hafen musste weichen. Es gibt einige neue Bars und Restaurants. Unser Favorit im Mai-Juni 2000 war das "Bahce" Restaurant am Ende der Souvenirgasse. Hier sitzt man in einem herrlichen Garten mit einem kleinen Teich mit einer echten Schildkröte, die sich gerne von den Gästen füttern lässt. Zum Ausklang bei guter Musik haben wir gerne in der Bar gegenüber gesessen.
Der Markt findet jetzt am alten Hafen etwas außerhalb des Ortes statt. Der alte Hafen wurde völlig umgestaltet: Hier wartet nun ein gewaltiger Betonpier auf Sportboote und große Schiffe. Das Internetzeitalter ist auch in Kas eingezogen. Es gibt nun schon 2 Internetcafe's in Kas. Leider laufen auf den PC's nur Browser in türkischer Sprache.
 

Hafen in Kas Straße mit den Souvenirshops Abendstimmung am alten Hafen

Das Hotel "Likya"

Geführt wird das 4 stöckige Hotel von den Eigentümern, der Familie Gündüz, die lange in Deutschland gelebt und gearbeitet hat. Dabei wurden viele angenehme Seiten der deutschen Lebensart übernommen. Besonders in Puncto Sauberkeit und Service werden hier auch hohe Anforderungen von Gästen befriedigt. Die Bettwäsche und die Handtücher werden 3 tägig gewechselt. Es stehen 30 Zimmer mit Balkon, Dusche und WC zur Verfügung. Die Zimmer können mit Übernachtung, Halb- oder Vollpension gebucht werden. Seit kurzem sind 4 Zimmer auch mit Klimaanlagen ausgestattet.

Die Küche haben wir als ausgezeichnet und sehr bekömmlich empfunden. Gegessen wird auf der Dachterrasse, wo sich auch die Bar befindet. Hier hat man einen unvergesslichen Blick auf die Bucht und die vorgelagerte Inselwelt.

Genial ist das Bon-System mit dem im Hotel bezahlt wird. Der Gast erwirbt an der Rezeption Bon-Blocks im Gegenwert von EURO. Damit werden im Hotel und auf den Booten die Getränke bezahlt. Die Gäste können ihr Bares getrost im Hotelsafe lassen, alles was neben der gebuchten Verpflegung gebraucht wird lässt sich mit den Bons bezahlen. Durch das Ausweichen auf dien EURO konnten die Preise über 3 Jahre gleich bleiben und die galoppierende türkische Inflation wurde ausgesperrt.
 

Hotel Likya

Tauchbasis im Hotel Likya

Die Basis verfügt über 60 neue Stahlflaschen mit 10 oder 12 Liter Kapazität und DIN-Anschluß. Mindestens 12 Taucher können komplett ausgerüstet werden. dabei wird viel Wert auf Sicherheit gelegt: Alle Leihautomaten sind mit Octopus Zweitmundstücken ausgestattet. Jackets neuester Bauart komplettieren die Ausrüstung. Ausgebildet wird nach dem PADI- und CMAS-System von Deutsch sprechenden Tauchlehrern. Seit letztem Jahr stehtr ein Kompressor der tauchbasis am Hafen, am Liegeplatz der tauchboote. damit entfällt das mühsame schleppen den Flaschen vor und nach jedem Tauchgang. 
 

Kompressor am Hafen Tauchboote im Hafen: Die neue Likya (Vordergrund) und die Körfez (Mitte)

Ein kleiner Kieselstrand in der Bucht vor dem Hotel bietet eine ideale Umgebung für erste Schnuppertauchgänge und die Ausbildung. Süßwasserquellen in den Höhlen der Bucht sorgen für eine erfrischende Kaltwasserschicht auf dem ansonsten warmen Meerwasser.

Selten hatten wir ein so ideales Tauchboot wie die "Likya": Neben viel Platz für die Taucher, ihre Ausrüstung und Begleitpersonen, gab es auch für alle Sonne oder Schatten - ganz nach Wunsch. Die "Likya" hat inzwischen ausgedient - sie liegt als betauchbare Attraktion auf dem Meeresboden an der kleinen Steilwand.

Billy hat inzwischen sein Bootskonzept geändert: Nun wird der Tauchbetrieb mit  zwei kleineren Booten (12 bzw. 15 meter lang) abgewickelt. Der alte Familienkreuzer die "Körfez" wurde total neu gestaltet. Sie ist nun ein perfekt auf die Bedürfnisse von Tauchern eingerichtetes Boot. Die alte "Likya" wurde durch die neue kleinere "Likya" ersetzt. Mit ihr haben wir alle Tauchgänge im Frühsommer 2000 unternommen. Ãœber Funk (2m Band und CB) sind die Boote untereinander und mit der Tauchbasis an Land verbunden. Außerdem  wird auf jedem Boot ein Handy mitgeführt. Ein Sauerstoff-Notfallkoffer ist auf beiden Schiffen vorhanden. Ein Dingi wird immer mitgeführt. Während unseres letzten Aufenthaltes im Mai-Juni 2000 hat die Marine die Sicherheitsauflagen für alle Tauchboote verschärft.
Neben den Ausfahrten mit einem Tauchgang, werden von der Tauchbasis Likya auch Ganztagesfahrten mit 2 Tauchgängen und Picknick angeboten. Zweimal in der Woche wird ein Nachttauchgang organisiert.
Der Tauchsport in Kas hat sich rasant weiter entwickelt. Tauchgänge und Ausbildung werden nunmehr von 9 Tauchbasen angeboten. Entsprechend gut besucht werden die Tauchplätze. 

Tauchplätze

Die Basis hat vor Kas 15 verschiedene Tauchplätze erschlossen. Das Angebot wird aber ständig erweitert, denn in den Wintermonaten sucht Bülent die Umgebung nach neuen interessanten Riffen ab. Die Tauchplätze liegen alle zwischen 20 und 60 Minuten Fahrzeit vom Hafen entfernt. Unterwasser begegnet man überall den Spuren der Antike in Form von Amphoren und Amphorenscherben. Vor Kas liegen viele Riffe mit unterschiedlichster Unterwasserlandschaft, von der Steilwand bis zu sanften Hügeln mit und ohne bunten Bewuchs. Im Mai-Juni 2000 sind uns besonders die schönen Blasentangwälder am "flying Fish Reef" aufgefallen. Es gibt mehrere mit eiskaltem Süßwasser gefüllte Höhlen, die vom Meer aus betaucht werden können.
 

Blick aus der Höhle Mahra Bir (Höhle 2) Inder Höhle Mahra Iki (Höhle 1)

Besondere Tauchplätze sind das Stahlwrack in der Nähe von Mes. Schon das Abtauchen ist ein echtes Erlebnis: Gegen die Strömung taucht man in einen steilen Kamin. Hier ist nie Strömung und es gibt einen interessanten Bewuchs der Wände: Kleine bunte Trichterschwämme, gelbe Krustenanemonen, ab und zu begegnet einem ein gehörnter Schleimfisch.

Hat man den Boden des Kamins erreicht, taucht man direkt auf das Wrack zu. Es ist ein Frachtschiff, dessen Vorderschiff beim Aufprall auf das Riff zerstört wurde. Das Heck und ein Teil der Aufbauten ist noch einigermaßen erhalten. Das liegt in etwa 38 Meter Tiefe. Hin und wieder begegnet man am Wrack Schwärmen von Brassen, Makrelen oder Sardinen - ein besonderes Erlebnis!
Trotz der von den "Eingeborenen" immer noch praktizierten Unterwasserjagd sind für das östliche Mittelmeer große Bestände von Zackenbarschen zu beobachten.

Hin und wieder begegnet man auch Schildkröten von beachtlicher Größe.

Vom Hafen Kas gibt es das Angebot die interessante Inselwelt von Kekova und Antiphellos zu besuchen In der Antike war dort eine große Likysche Stadt , die bei einem Erdbeben bis auf wenige Überreste versank. Ein besonderes Angebot ist der Ausflug auf die in Sichtweite vor Kas liegende griechische Insel Mes (Castelorizon). Der Tagesausflug kostet ca 50 EURO pro Person. 


Fener Kulesi - ein Tauchgang am Holzwrack

Das Wasser in der Bucht von Kas gleicht dem vielzitierten Ententeich. Die "Likya" unser Tauchboot ankert in einer von Felsen umrahmten Bucht an einem Leuchtfeuer. Unter uns sehen wir eine Sandfläche. Bülent, der Basisleiter beschreibt uns kurz den Weg zum Wrack und teilt die Gruppen ein.

Nacheinander fallen wir über Bord. Ich kehre kurz zur Oberfläche zurück um die Nikonos in Empfang zu nehmen. Der Anker liegt bei etwa 12 Meter im Seegras. Wir schwimmen einen sandigen Abhang hinunter. Steckmuscheln ragen immer wieder auf. In etwa 20 Meter Tiefe sehen wir die ersten Wrackteile aufragen. Reste der Spannten und Teile der Beplankung sind noch gut auszumachen. Bei der hervorragenden Sicht können wir die volle Länge des Wracks ausmachen. Es muß etwa 50 Meter lang sein. Die Ladung muß wohl aus Weinfässern bestanden haben, wir erkennen noch einige eisernen Faßreifen.

Zum sandigen Abhang hin liegt ein Steinwall. Das könnten die Ballaststeine gewesen sein, die bei Seitenlage des Schiffes nun herausgerollt sind. Die Rippenstruktur der Spanntenreste geben ein gutes Fotomotiv. Christine posiert mit dem Skalvenblitz. Wir bekommen Besuch von einem Schwarm Mönchsfische. Einige neugierige Sägebarsche interessieren sich für uns. In den Resten einer Amphore entdecken wir einen mächtigen Kraken, der sich diese als komfortable Wohnung ausgesucht hat. ängstlich weicht er vor uns zurück, aber was wir von seinen Armen sehen, läßt uns seine übrige Größe erahnen. Rund um das Wrack leben viele Steckmuscheln. Einige sehen so aus, als seien sie von unserem Amphorenbewohner ziemlich übel zugerichtet worden . Plötzlich flattert ein kleiner Seehase durchs Bild. Wir freuen uns über seine elegante Fortbewegungsweise. Eine große Schraubensabelle fischt mit ihren gefiederten Armen nach Plankton. Ich mache noch einige Aufnahmen, dann ist der Film voll und wir kehren langsam zurück zum Anker. Das Szenario hat uns sehr gut gefallen und sicher einige schöne Bilder gebracht! An Bord erfahren wir von Bülent, dass das Wrack wohl etwa 150 Jahre alt ist
  

Tauchgang am Holzwrack Holzwrack Weinfässer im Holzwrack

 

Nachttauchgang in Hakci Gelme

Um 20.00 Uhr starten wir zum Nachttauchgang. Wer keine Lampe hat, wird von der Basis ausgestattet. Die Geräte und die Ausrüstung werden auf den schon etwas altersschwachen Pickup geladen, dann steigen wir selber auf und es geht durch den erleuchteten Ort mit den Wohlgerüchen der Restaurantküchen zu einem Strand etwas außerhalb der Stadt, welcher Hakci Gelme - was seltsamerweise übersetzt soviel wie" Koch kommt nicht"
heißen soll. ( Wie soll er auch - wenn er in der Stadt zu tun hat ;-))

Im Licht der Autoscheinwerfer machen wir unsere Geräte fertig und ziehen uns um. Bülent erklärt kurz den Platz und teilt die Gruppen ein. Wir machen eine maximale Tauchzeit von 45 Minuten aus.
Gemeinsam steigen wir alle vom Strand ins Wasser. Nach etwas unsicherem Gekletter über rutschige Felsen stehen wir bald im brusttiefen Wasser, schlüpfen in die Flossen und tauchen ab. Im von unseren Lampen erzeugten "Meeresleuchten" schweben wir über mit Trichteralgen bewachsene Felsen. Vorbei an schlafenden Meerjunkern und Kaninchenfischen. Es ist immer wieder faszinierend, wie anders sich die Tiere Nachts zeigen. Viele haben ihr etwas farbloses "Nachtgewand" angelegt. In einer Seegraswiese liegen viele Laxierfische. Plötzlich zeigen mir die Lichtsignale der anderen, dass sie etwas entdeckt haben. Ein großer Einsiedlerkrebs marschiert mit seinem "Fertighaus", einer Tonnenschnecke, die mit 3 Anemonen bewehrt ist, zielstrebig über den Meeresboden. Schnell mache ich mit der F3 einige Bilder. Es ist immer wieder beeindruckend wie wenig sich Einsiedlerkrebse dieser Größe von Tauchern oder Fotografen beirren lassen. Nichts kann sie von ihrem Weg abbringen.

Kurze Zeit später wird unsere Gruppe wieder durch hektisches Geleuchte herbeigerufen: Ein kleiner langarmiger Krake bei der Nachtwanderung. Die schnell wechselnde Mimikry seiner Haut läßt uns seine nervliche Belastung erahnen. Murat , unser Guide kann es nicht lassen: Er setzt sich das Tier auf den Kopf, von wo es langsam über seine Maske in Richtung des Lungenautomaten gleitet und dann die Flucht ins dunkle ergreift.
Im langsam spärlicher werdenden Seegras weidet eine kleine Cowryschnecke. Ein gutes Macromotiv. Bei etwa 20 Meter geht die Seegraswiese in Sand über. Auf dem Sandboden begegnen wir einer Ansammlung von Seehasen, die hier ihr Nachtlager aufgeschlagen haben. Wir zählen auf einer Fläche von etwa 10 qm mehr als 8 Tiere.

Bei 25 Meter Tiefe machen wir langsam kehrt und gelangen durch ein Feld von Amphoren-scherben zurück in Richtung unseres Einstiegs. Hier scheint das Reich der "Krabbler" zu sein: Neben Einsiedler-, Birnen- und Furchenkrebsen sehen wir auch einige Garnelen bei der Nahrungssuche. Haarsterne und Fächerwürmer angeln nach Plankton, welches sich im Lichtkegel unserer Lampen tummelt. Im 3-Meter-Bereich schwimmen wir langsam weiter in Richtung Strand. Plötzlich reflektiert unser Licht: Tausende von Sardinen umwimmeln uns! Ein toller Abschluß dieses interessanten Nachttauchganges, leider ist mein Film schon voll !


Ãœc Kaya - das Felsenriff

Die "Likya " bringt uns in etwa 20 Minuten zum Tauchplatz Üc Kaya. Kaum ist der Anker gefallen, beginnt an Bord rühriges Treiben: Jackets werden an den Preßluftflaschen befestigt, Lungenautomaten angeschraubt, Anzüge übergestreift, usw. Mitten in dem Trubel bittet Bülent um etwas Gehör für das Briefing.

Dann ist es endlich soweit, nach einem Sprung vom Boot tauchen wir ab auf etwa 12 Meter, wo der Anker liegt. Ein kurzer Check von Ausrüstung, Kamera und Partnerin, und wir sind offen für die Eindrücke aus unserer Umgebung. Papageienfische "weiden" die wild zerklüfteten Felsen ab. In kleinen Canyons zwischen den Felsen wachsen
Schwämme und Hydrozoen. Schrift- und Sägebarsche kommen neugierig auf uns zu. Paare von Lippfischen nagen am Bewuchs der Felsen. Auf einem Hydrozoenzweig sehe ich eine bläulich-rote Nacktschnecke sitzen und die Polypen fressen. Ein Feigenschwamm wird gerade von einigen Leopardenschnecken benagt. Kaninchenfische ziehen paarweise an uns vorüber. Als wir in etwa 20 Meter Tiefe einen nahezu freistehenden Felsen passieren, sehe ich unter mir einen Schwarm größerer Fische. Schnell zeige ich Christine, dass ich dort hin will. Die Arme hat etwas Probleme mit dem Druckausgleich, zeigt mir aber, dass sie nachkommen will. Bei 30 Meter bin ich plötzlich mitten in einem Gewimmel von 40 cm großen Stachelmakrelen, die sich offenbar einen Spaß machen durch meine Luftblasen zu schwimmen. Langsam steige ich höher, die Makrelen folgen mir. Wunderbare Motive für die Nikonos mit dem 15er! Immer schneller umkreisen mich die Fische. Ich komme mir vor wie in einem Karussell, nur das ich fast stillstehe und die Umgebung sich um mich dreht! Mittlerweile gesellt sich Christine auch mit in den Wirbel. Aus sicherer Entfernung beäugt ein Zackenbarsch das wilde Treiben. Er kann sich anscheinend nicht entscheiden mitzumachen. Einige Minuten später vermischt sich der Makrelenschwarm noch mit tausenden kleiner Sardinen. Für kurze Zeit wähnen wir uns in irgendwelchen tropischen Gefilden, nur nicht im östlichen Mittelmeer!

 

Amphorenhals in üc kaya Makrelenschwarm in üc Kaya Zackenbarsch


 

©Jan Waßmann 1992-2000